Einmal um die halbe Welt. Eine Konzertreise nach Bangkok, wer kommt schon auf so eine Idee? Natürlich wir. Da hat unser ehem. Pastor der Pfarreien‐ gemeinschaft Saar‐Mosel, bevor er als Missionspastor nach Bangkok gegangen ist, die Musiker aus den Musikvereinen aus seinem Umfeld eingeladen nach Bangkok zu kommen, etwas Musik zu machen und er würde uns dafür Bangkok zeigen. Friedbert, unser jetziger 2.Vorsitzender und ich haben dies wörtlich genommen und uns an die Organisation gemacht. Ganz so einfach war das natürlich nicht. Zur Sicherheit haben wir im August 2012 erst mal einen Förderverein gegründet, um einen Träger der Konzertreise zu haben. Ich habe dann alle Musiker aus dem Umkreis angesprochen und für dieses Projekt geworben. Im September hatten wir dann unsere erste Probe, und siehe da, die Musik klang richtig gut. Friedbert hat sich parallel dazu an die Arbeit gemacht und Kontakte geknüpft und die ersten Schritte für die Konzertreise vorbereitet.
Am 02.Mai war dann der erste Showdown. Friedbert und ich sind nach Bangkok geflogen um die Konzertreise vor Ort vorzubereiten. Gute Unterstützung hatten wir dort von unserem Pastor und dem Goetheinstitut. Friedbert hat sich um die Kontakte zu den Botschaften gekümmert und ich bin zur Mahidol‐ Universität gefahren um uns der Unterstützung einiger Studenten und des Schlagwerkes zu versichern. Als wir zurückkehrten konnten wir den Interessierten Musikern erste Eindrücke von dem was sie dort in Bangkok erwarten wird vermitteln.
Mit viel Eifer haben wir dann in den folgenden Monaten unser musikalisches Programm vervollständigt. Wir haben im Vorfeld auch 2 Auftritte in Nittel und Oberbillig sowie eine Messe in Tawern gespielt. Anfang Oktober war es dann endlich soweit.
Wir sind mit viel Gepäck nach Frankfurt gestartet und in einem 10‐1/2‐Stunden Flug über Dubai nach Bangkok geflogen. Für viele der Teilnehmer die erste große, interkontinentale Flugreise. In Bangkok wurden wir dann von unserem Pastor mit traditionellen landesüblichen Blumenkränzen empfangen und per Bus in unser Hotel verbracht. Dieses war bereits das erste Highlight. Ein 4*‐Hotel, ganz neu und mit allem "Schnickschnack" den man sich vorstellen kann. Große Lobby, Super Bar, Klasse Service, perfekte Zimmer und ein Freiluftschwimmbad im 14. Stock, von dem aus wir über ganz Bangkok schauen konnten, incl. dem „Lebua at State Tower“, auf dessen Dachterrasse Teile des Films "Hangover 2" gedreht wurden. Noch am gleichen Abend haben dann einige von uns, die noch nicht zu müde waren, die Stadt unsicher gemacht. Am nächsten Tag fand dann die Verständigungsprobe mit den Studenten in der Shopping‐Mall, in der später auch das Konzert war, statt. Wieder ein Erlebnis für viele Musiker, eine Probe mit Studenten, die "erste Klasse" waren, und das 3 Stunden lang alles auf Englisch. Auch für mich eine Herausforderung.
Abends hatten wir dann noch eine kurze Anspielprobe in der Kirche, In der wir sonntags die Messe mitgestalten sollten. Diese lag unmittelbar neben unserem Hotel. Wie praktisch. Samstags ging es dann in aller Früh mit dem Bus ins 'Outback'. Unser Pastor hatte uns eingeladen, ca. 200 Km außerhalb von Bangkok ein Heim für Aidskranke Waisenkinder zu besuchen. Wir hatten im Vorfeld mit der Sparkasse Trierer gesprochen und für die Kinder verschiedenste Gastgeschenke bekommen. Die Hinfahrt verlief nicht ganz reibungslos. Bei einem Stopp hat einer der 2 Busse eine Stromleitung abgerissen und ist dann beim Rangieren in ein "Matschloch" gefahren, aus dem es sich nach endlos langen Fehlversuchen erst mit Hilfe eines vorgespannten LKWs und einem Frontlader dahinter befreien konnte. Mit fast 2 Stunden Verzögerung sind wir dann schließlich angekommen. Nach einem kleinen improvisierten Konzert und der Mitgestaltung einer Messe haben uns die Waisenkinder in Gesangs‐ und Theatervorführungen die Geschichte Thailands erzählt. Als wir anschließend den Kindern die Geschenke überreichten, es wurden auch noch erhebliche Spendengeldern an das Heim übergeben, und wir die herzliche Freude erlebten, standen nicht nur mir die Tränen in den Augen. Wieder glücklich Zuhause ging es dann für viele noch ins Nachtleben von Bangkok. Die ersten begaben sich auch auf die Spuren von "Hangover 2".
Am Sonntagvormittag ging dann unser musikalischer Teil los. In der Kirche, in der unsere Messe stattfinden sollte, finden verschiedene Messen im 2‐Stunden‐Rhythmus statt. Nach der Messe von 10 bis 11 könnten wir dann aufbauen, da unsere Messe um 12 Uhr losging. Die Messe, die in weiten Teilen von uns gestaltet wurde, war ein voller Erfolg. Der zelebrierende Pastor sprach anschließend von einem herausragenden Erlebnis, da er eine so ergreifende Musikdarbietung in seiner Kirche noch nicht erlebt hat. Die 'Standing Ovations' nahmen überhaupt kein Ende. Viele begeisterte Teilnehmer der Messe kamen nach vorne und wollten unbedingt Bilder mit dem Dirigenten und den Orchestermitgliedern machen. Anschließend wurden wir zu einem Mittagessen eingeladen, zu dem wir noch ein paar Musikstücke vor der Kirche improvisierten. Anschließend ging es dann per Bus zu der Shopping‐Mall, in der das Konzert stattfinden sollte. Für uns war in einem riesigen Foyer mit offenem Treppenaus über 6 Etagen eine Konzertbestuhlung aufgebaut. Während des Konzertes könnten wir ca. 800 Zuhörer auf den verschiedenen Ebenen des Treppenhauses zählen, die unserem Konzert folgten. Im Beisein des Luxemburgischen Botschafters haben wir unser Bestes gegeben und die Zuhörer begeistert.
Der Montag war unser Turi‐Tag. Stadtbesichtigung einschl. Königspalast etc. Am Dienstag hatten wir dann die Gelegenheit, auf eigene Faust die Umgegend zu erkunden. Einige sind ans Meer (Pattaya) gefahren, andere wollten eine Elefantenfarm besuchen, wieder andere einfach nur durch das Städtchen bummeln. Am Mittwochstand dann ein weiterer Ausflug ins Umland an. Wer kennt ihn nicht, den 'Colonel Bogey‐Marsch' oder auch 'River‐Kwai‐Marsch' genannt. Und genau zu dieser Brücke am Kwai, an der Grenze zu Birma sind wir gefahren. Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, vor dieser Brücke auch diesen Marsch zu spielen. Wer den Film kennt und unser Bild sieht, wird vielleicht sagen, das ist doch nicht die Brücke! Aber dazu wisse man, dass die 'Filmbrücke' nicht die Originalbrücke war und irgendwo in Sri Lanka steht. Nach einem weiteren Tag zur freien Verfügung starteten wir dann am Freitag bereits in unseren letzten Tag. Zum Abendessen trafen wir uns in einem Freilandrestaurant, mitten in der Stadt an einer der Hauptverkehrswege gelegen, direkt unterhalb der Hochbahn. Um das ganze etwas aufzulockern, hatten wir die Instrumente dabei und haben ein kleines Konzert im Stehen improvisiert, zum Vergnügen Hunderter weiterer Gäste und Zaungäste, die von der Hochbahn Einblick in das Restaurant hatten. Überfüttert nach einem hervorragenden Essen sind wir dann Richtung Flughafen gestartet um gegen 02.00 Uhr den Heimflug, wieder über Dubai anzutreten. Nachdem wir dann inclusive Flug rd. 24 Stunden auf den Beinen waren, sind wir erschöpft, aber glücklich wieder in der Heimat gestrandet. Auf 'Einzelschicksale', Erlebnisse einzelner Gruppen bin ich in meinem Reisebericht nicht eingegangen.
Aber ich weiß, dass es da noch viel zu erzählen gäbe, von nächtlichen Tuk Tuk‐Fahrten über Schwimmbadpartys bis ins Morgengrauen bis hin zu Shopping‐Exzessen um Mitternacht. Überhaupt hat sich vieles in den Abend und Nachtstunden abgespielt. Dann waren die Temperaturen zwar immer noch hoch, aber mit 28‐30 Grad einigermaßen erträglich. Soweit meine Eindrücke über ein unvergessliches Erlebnis.
Euer Dirigent Arno Hoffmann