Am späten Abend des 30.05.2018 war es wieder so weit, das Gemeinschaftsorchester Saar-Mosel startete um 22 Uhr mit dem Bus zu seiner nächsten Konzertreise. Dieses Mal fuhren wir nach Berlin – unsere Hauptstadt sollte schließlich auch erfahren, dass man an Saar und Mosel nicht nur Wein anbauen kann, sondern es auch versteht, mitreißende Musik zu machen. Gut gelaunt ging unsere Fahrt in Konz los und wie man uns kennt, steigerte sich die Stimmung noch, bis es nach der ersten Rast allmählich ruhiger wurde und wir versuchten uns für das Programm der nächsten Tage etwas auszuruhen.
Um 08.30 Uhr erreichten wir Berlin und stürmten sogleich das Hotel. Eine schicke Bleibe hatte unser Orga-Team da ausgesucht, doch bevor wir etwas innehalten konnten, spazierten wir zu einem ausgedehnten Frühstück in ein Café. Gegen Mittag kamen wir zurück ins Hotel und so mancher fiel der Länge nach auf sein Bett und erholte sich etwas von der doch anstrengenden Busfahrt. Viel Zeit blieb dafür leider nicht, denn es stand ein Konzert auf dem Programm und das nicht irgendwo, sondern in der Mall of Berlin. Es war eine tolle Kulisse die dort auf uns wartete: Ein kleiner Platz zwischen zwei Gebäudeteilen der Mall, nach vorne und hinten offen, eingerahmt von umlaufenden Galerien über zwei Etagen und darüber ein Glasdach - herrlich. Doch halt, verträgt sich ein Glasdach wirklich mit unserem Blechsatz und vor allem unserer Tuba??? Soviel kann schon verraten werden, das Dach steht noch. Was uns alle am Meisten überraschte war, welch tolle Akustik dieser Ort zu bieten hatte.
Unter der Leitung von Arno Hoffmann und Florian Weber konzertierte dasGO über zwei Stunden lang, den Sitz des Bundesrates im Rücken und mit Blick auf das traditionsreiche Hotel Adlon. Die Berliner nahmen auf den bereitgestellten Stühlen Platz, standen neben uns, hinter uns, oder verweilten auf den Galerien. Sie lauschten unseren Klängen, viele filmten uns mit dem Handy und nach dem Applaus zu urteilen waren die Berliner genauso begeistert von uns, wie wir von dieser tollen Location und der besonderen Atmosphäre, die dort herrschte. Dieses Konzert war für uns ein absolutes Highlight und wird uns sicherlich lange im Gedächtnis bleiben. Nach getaner Arbeit, oder besser, diesem Vergnügen, erkundeten wir die örtlichen Lokalitäten, freuten uns über das gelungene Konzert und ließen den Abend entspannt ausklingen.
Freitags stand die touristische Seite von Berlin auf unserem Programm. Wir besuchten den Reichstag, den Plenarsaal des Bundestages und unternahmen eine Stadtrundfahrt. So lernten wir unsere Hauptstadt kennen, die Siegessäule, das Schloss Bellevue, den Tiergarten, den Bahnhof Zoo, das KaDeWE, konnten den Verlauf der Berliner Mauer erkennen und passierten den Alex sowie den Checkpoint Charlie. Zum Abschluss schipperten wir gemütlich über die Spree und betrachteten die Stadt vom Wasser aus.
Nachdem wir uns in der Stadt nun ganz passabel auskannten, fanden sich schnell kleine Gruppen zusammen und schwärmten zum Abendessen aus. Bereits seit einigen Tagen zeigte das Thermometer über 30 Grad und selbst die angesagten Gewitter sind nicht eingetroffen. Beste Voraussetzungen also um im Freien zu dinieren. Mein Grüppchen kehrte zum Burger Essen ein. Schnell hatten wir uns etwas Leckeres ausgesucht und dazu einen Cocktail bestellt. Ruckzuck wurde uns unsere Bestellung serviert. Es war köstlich, doch schon beim zweiten Bissen öffnete der Himmel urplötzlich alle Schleusen die er zur Verfügung hatte. Da halfen auch die Sonnenschirme nicht viel, wir hielten tapfer durch, genossen unsere Burger unter den widrigen Bedingungen und wurden jedoch pitschnass. Aber immerhin, wir hatten gut gegessen und trotzdem Spaß. Die Kommunikation untereinander funktionierte gut und so erfuhren wir schnell, dass wir mit unserem Erlebnis nicht alleine waren: Ein paar andere Gruppen ereilte das gleiche Schicksal.
Am späten Abend, nachdem es uns gelungen war das Hotel von unserer Idee zu überzeugen, durften wir in der Bar unseres Hotels in kleiner Besetzung die Gäste unterhalten. Wir spielten leichte Unterhaltungsmusik und kamen bei den Gästen so gut an, dass wir länger musizierten als ursprünglich geplant. Für die Gäste waren wir eine angenehme Überraschung, schließlich können nur wenige Hotels mit spontaner Livemusik aufwarten. Ich für meinen Teil fand es sehr schön unseren Musikern einfach mal zuhören zu können, dabei in netter Gesellschaft Cocktails zu trinken und den Moment zu genießen.
Den Samstag hatten wir zur freien Verfügung und schnell kristallisierten sich zwei Gruppen heraus. Die Eine, kleinere, machte sich auf dem Weg zu einem renommierten Musikladen, der sich hauptsächlich auf Saxophone und alte Mundstücke spezialisiert hat, die nicht mehr gebaut werden und man nur selten findet. Wie es nicht anders zu erwarten war wurde der ein oder andere fündig und erweiterte seine Ausrüstung. Die größere Gruppe sicherte sich bereits morgens Karten für das Dungeon Berlin und wollte sich vorher noch das Konzerthaus anschauen. Am Konzerthaus angekommen wurde uns verkündet, dass die nächste Führung mit freien Plätzen am Dienstag stattfindet, doch da sollten wir längst wieder zuhause sein. Schade, also Plan B. B wie Biergarten um den Flüssigkeitsverlust des Fußweges auszugleichen. Weil wir noch reichlich Zeit hatten spazierte wir anschließend zum Brandenburger Tor wo ein freundlicher Polizist ein Gruppenfoto von uns schoss. Auf unserem weiteren Weg stellte sich der kleine Hunger ein und was liegt da näher als eine original Berliner Currywurst zu probieren. Anderes als bei uns, aber die Soße war wirklich lecker. Das Dungeon war eine interessante Erfahrung, Berlin vor 800 Jahren. Etwas gruselig war es schon, doch manche zollten unserer Lage dort nicht den gebotenen Respekt und kickelte selbst auf dem Stuhl des Gehilfen des Doktors unentwegt, oder machten als Fashion Killer selbst den Richter sprachlos. Zum Abschluss nutzen wir natürlich noch den Freefall-Tower und kamen nach der Fahrt wieder an im Jahr 2018.
Um das Berliner Nachtleben kennenzulernen hatten wir einen kundigen Führer. Ein Mitglied des GO ist nach Berlin gezogen und zeigte uns Berlin-Ost. Für die Nachzügler, die etwas länger beim Essen verweilten, war die Gruppe nicht leicht zu finden und so landete man mal in der „Noctum-Gasse“, doch schnell fand man wieder zusammen. Es war sehenswert, Kneipe reihte sich an Kneipe, selbst in ehemalige Industrieanlagen sind nun Bars eingezogen und es war richtig viel los. Im Vorbeigehen hörte man viele unterschiedliche Sprachen und so vielfältig waren die Leute dort. Genauso stellt man sich das pulsierende Nachtleben in einer solchen Großstadt vor. Wir fanden schnell ein nettes Lokal und trafen fast pünktlich zur Happy-Hour ein. Es war ein wirklich schöner letzter Abend in der Hauptstadt, danke Tobi! Auf dem Rückweg gingen wir noch zu einem Kiosk, der gefühlt über 100 verschiedene Biersorten führte (natürlich alles gut gekühlt) und wir sicherten uns unser Weg-Bier. In den frühen Morgenstunden, als es bereits fast wieder hell wurde, erreichten wir unser Hotel und gingen zufrieden und voller neuer Eindrücke schlafen.
Am folgenden Morgen traten wir die Heimreise an. Doch was wäre eine Konzertreise ohne ein uriges Musikfest. Wir legten einen Zwischenstopp in Ziesar (Brandenburg) ein. Der dortige Musikverein feierte ein Jubiläum. Auch hier erwartete uns eine imposante Kulisse, das Fest fand in einer Burg statt, die früher als Nebenresidenz der Bischöfe von Brandenburg diente. Nachdem wir uns mit deftiger Erbsensuppe oder frischen Rosmarinkartoffeln gestärkt haben folgte auch schon unser Auftritt. Zwar spielten wir nicht die für einen solchen Anlass eher übliche „Bierfestmusik“, dennoch war das Publikum sehr von uns angetan und ließ uns nicht ohne eine Zugabe von der Bühne. Am späten Nachmittag fuhren wir weiter gen Heimat. Unser Busfahrer Dieter, der die letzten zwei Stunden der Fahrt plötzlich Horst hieß, brachte uns wohlbehalten in die Hauptstadt und wieder zurück. Gegen 02.15 Uhr kamen wir wieder in Konz an. Wir verabschiedeten uns herzlich voneinander und fuhren müde aber glücklich nach Hause.
Ja, so eine Fahrt verbindet, das Wir-Gefühl wird gestärkt, bestehende Freundschaften werden intensiviert und neue entstehen. Es ist einfach mehr als nur eine Konzertreise, wenn das GO unterwegs ist. Ich für meinen Teil bin froh im GO angekommen und ein Teil davon zu sein.
Vielen Dank an die Mitfahrer für die schönen unvergesslichen Tage mit euch in Berlin.
Oliver Nollmeyer